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Gleichmacher ignorieren Individuen – Alt ist nicht gleich gleich!

Es ist zwar richtig, dass mit Eintritt der Pflegebedürftigkeit bei Menschen einige Bedürfnisse (pflegebedürftigkeitsabhängige) gleich sind bzw. gleich werden. Es existieren jedoch weiterhin die unterschiedlichen „normalen“ Bedürfnisse mit den unterschiedlichsten Gewichtungen, z. B. diese, welche bereits vor Eintritt der Pflegebedürftigkeit vorhanden waren.

Diese zu ignorieren, bedeutet in der „Lebenswelt Senioreneinrichtung“, dass das Individuum seine Bedeutung verloren hat. Das soll und darf nicht sein!

Menschen ziehen nicht in eine Senioreneinrichtung um nur die Bedürfnisse, welche durch die Pflegebedürftigkeit bedingt entstanden sind, befriedigt zu sehen. Dass die Speisen zubereitet werden, dass gereinigt, dass die Wäsche gemacht, dass die Wunde versorgt und dass beim Ankleiden, bei der Toilette sowie beim Duschen geholfen wird, das sind Grundvoraussetzungen.

Aus der Notwendigkeit diese Hilfestellungen in Anspruch nehmen zu müssen, ergeben sich die Zwänge sich überhaupt für den Einzug in eine Senioreneinrichtung und gegen den Verbleib in den eigenen Vier-Wänden zu entscheiden.

Die Qualität der Befriedigung der „nicht-pflegebedürftigkeitsabhängigen“ Bedürfnisse ist häufig maßgeblich für die Entscheidung in welche Einrichtungen der Mensch nun einziehen wird, denn die Befriedigung der „pflegebedürftigkeitsabhängigen“ Bedürfnisse werden in vielen Einrichtungen mit ähnlicher bis gleicher Qualität erbracht (Ausnahmen sind Spezialisierungen auf „gravierende“ Defizite, wie schwere Demenz, Blindheit, Wachkoma, Beatmung).

Ein Leben in einer Gemeinschaft – wie es in einer Senioreneinrichtung der Fall ist – bedeutet zwangsläufig einen eingeschränkten Freiraum zu akzeptieren. Dies muss keineswegs mit zu großer Einschränkung verbunden sein.

In den wirklich guten Einrichtungen begrenzt man diese Einschränkung auf ein Minimum, indem dort eine Zielgruppe definiert wurde. D. h. es werden Menschen als Kunden angesprochen, die eine große Schnittmenge gleichlautender Bedürfnisse in gleich hoher Gewichtung haben.

Somit ist die Versorgung, Betreuung und Pflege – obwohl weiterhin das Handicap der Gemeinschaftsunterkunft und Gemeinschaftsversorgung besteht - individueller zu leisten, als bei diese von Menschen mit einer geringen Schnittmenge gleichlautender Bedürfnisse.

Fazit: Eine individuellere Versorgung, heißt eine größere Bedürfnisbefriedigung des Kunden, heißt eine höhere Kundenzufriedenheit sowie zufriedenere Mitarbeiter und heißt letztlich eine gute Ertrags- und Kostensituation.


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