Berateratelier

Die Antwort auf die Sinnfrage der Pflegekräfte ist Sinnmanagement.

Gerade in den letzten Jahren haben sich das gewinnorientierte Denken und damit auch das entsprechende Handeln in den Pflegeunternehmen durchgesetzt.

Dies führt jedoch – gerade bei den Pflegekräften – zu einer Sinnfrage.

Unstrittig kann unterstellt werden, dass auch ein Pflegeunternehmen Gewinne erwirtschaften muss um auch in Zukunft noch existent zu sein. Es darf jedoch nicht Primat des Handelns der Mitarbeiter werden, erst recht nicht bei den Mitarbeitern die am und mit dem Kunden/Bewohner arbeiten.

Anderenfalls ist die Folge ein Handeln, welches nicht mehr primär dem eigentlichen Unternehmenszweck (Pflege und Betreuung von Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf) entspricht, sondern das primäre Unternehmensziel verfolgt, die finanzielle Situation zu verbessern.

Gewinn zu erwirtschaften um weiterhin den primären Unternehmenszweck „Pflege von Menschen“ zu ermöglichen, ist für das Gros der Pflegekräfte moralisch legitim.

„Pflege von Menschen“ zu leisten um das primäre Unternehmensziel zu verfolgen „Gewinn zu erzielen“, dagegen nicht.

Die „Erhöhung“ der Gewinnerzielung als tatsächliches primäres Unternehmensziels entspricht nicht dem eigentlichen Unternehmenszweck und wird bei den Kunden/Bewohnern zu Recht nicht auf Gegenliebe stoßen. Somit wird sie sich strategisch negativ auf die Ertragssituation auswirken.

Kunden/Bewohner haben Bedürfnisse, die sie befriedigt sehen wollen. Aus dieser Sicht suchen sie ihre Leistungserbringer aus. Sie erwarten zu Recht, dass die Befriedigung ihrer Bedürfnisse im Mittelpunkt des Handelns ihrer Leistungserbringer steht.

Dies jedoch ist, wie o. g. nicht mehr in allen Pflegeunternehmen gegeben. Die daraus resultierenden Unstimmigkeiten zwischen Pflegekräften und Bewohnern belasten das Miteinander und die Atmosphäre und führt zu (überflüssigem) Stress bei den Mitarbeitern. Die kurze „Verweildauer“ von Pflegefachkräften in ihrem gelehrten Beruf bringt es deutlich zu Ausdruck.

Jeder Mensch sucht Sinn – auch in seinem Beruf – und bei Menschen die sich berufen sehen, andere Menschen zu versorgen und zu pflegen wird dies überdeutlich. Hier eine Reduzierung des „Tätigkeitssinns“ auf das Erwirtschaften von Gewinn herbei zu führen, führt neben dem (überflüssigem) Stress zur Sinnfrage. Diese wiederum beantworten die meisten Pflegekräfte mit Berufsausstieg, Krankheit oder Schlechtleistungen.

Auf die Frage: “Lebt der Mensch um zu arbeiten oder arbeitet er um zu leben.“,

gibt es eine sinnvolle Antwort: “Der Mensch arbeitet um sinnvoll zu leben!“

Die menschliche Arbeit auf den Sinn des Erwirtschaftens von Gewinn zu reduzieren, führt u. a. dazu, dass der Mensch seine Arbeit als nicht mehr sinnvoll erachtet und sie nur noch als Erwerbstätigkeit deklariert. Somit findet eine Trennung von Arbeit und Leben statt, die auch dazu führt, dass die Menschen keine guten Leistungen in der Arbeitszeit mehr erbringen können. Das Hinarbeiten auf die sinnvolle Tageszeit nach der empfundenen „sinnleeren“ Arbeitszeit ist das Produkt der Gewinnmaximierung als gelebte Unternehmensstrategie.

Eine Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen ist somit unmöglich.

Fazit: Der Unternehmenssinn und damit das primäre Unternehmensziel eines Pflegeunternehmens muss die Pflege und Betreuung von Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf sein, sofern man möchte, dass das Unternehmen langfristig qualitativ gute Leistung erbringt und damit auch in Zukunft noch existiert.

Die Gewinnerziehung muss ein Unternehmensziel sein, und zwar ein sekundäres, welches mit der erfolgreichen Verfolgung des primären Zieles zu erreichen ist.

Da das Kapital unbestritten eine bedeutende Rolle in jedem Wirtschaftsbereich hat, müssen auch in der Pflegewirtschaft unternehmensindividuelle Lösungen entwickelt werden um beide Ziele (das primäre sowie das sekundäre) zu erreichen.

Unmöglich ist dies nicht – es stellt lediglich mit der Einführung vom Sinnmanagement eine neue Herausforderung dar.


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